Zeichnung: Veronika Rabe, Rostock
Gedichte
Zeichnung: Veronika Rabe, Rostock
Vorüber zieht der Winter,
der letztlich keiner war.
Zu mild. Zu unscheinbar,
als schliche er sich hinter
dem Gänseherbstzug her.
Nassgrau und wolkenschwer.
Der war uns wohlgesinnter.
Sein Echo, dachgewandt,
klingt nach. Kein Widerstand
trennt ihn von diesem Winter,
der mild und unscheinbar
den Lenz in sich gebar.
.
Fast am Jahresende
Fahlweiße Himmel. Dezember ist wieder.
Er bleicht die Tage mit Schleiern aus
bis hin zum Abend, senkt Stille hernieder,
baut sich aus Kälte ein Winterhaus.
Setzt es den Bäumen bis unter die Kronen,
schmückt sie kristallen. Es ist die Zeit,
unwiderruflich den Herbst zu entthronen.
Das Jahr verengt sich. Mir wird es weit,
da Raureifsterne die Zweige umschlingen.
Hauchzartes Leuchten im matten Grau -
Ich fühle Zauber mich wärmend durchdringen.
Im Schneelicht keimt schon Neujahresblau.
Erleichterung
Ich flechte endlich wieder Wortgirlanden
als hätte es die Schweigezeiten nie gegeben,
in denen mich die Verse nicht mehr fanden,
als würden sie mir schweren Herzens widerstreben.
Der Herbst erst formte in mir neue Lieder,
fast ungewollt, erfüllt von einem langen Sehnen.
Sie sind zurück und finden ihre Noten wieder,
beginnen, sich ganz altvertraut in mir zu dehnen.
Novemberende. Kalte Winde wehen,
da warme Klänge vorerst zaghaft in mich dringen.
Nach langer Zeit ein erstes Wiedersehen
mit Strophen, die sich ihren Weg in mich erringen.
Trostmond
Aus Feldern ist vordem ein Ort geworden.
Das Goldgelb und
sein süß-gewürzter Duft verschwanden,
wich Stadtranddächern im Berliner Norden,
wo Winde hastig gegen graue Wände branden.
Laternen streuen bleich getönte Leere.
Der Mond scheint ihrem Kegellicht zu unterliegen,
als ob er sich der eignen Kraft verwehre,
und wolle unentdeckt im Wolkenwald versiegen.
Umsonst. Die nebelhaften Schleier schwinden.
Ein Silberfaden säumt den Schattenriss der Bäume,
webt sich ins Laub danach, umschlingt die Rinden,
dringt vor bis in die engsten Straßenzwischenräume.
Vertrautes Nachtgestirn. Du strahlst wie immer,
beleuchtest warm den Ort um mich. Und die Gedanken.
Erleichtert trete ich in deinen Schimmer,
verspüre alte Stärke mich aufs Neu umranken.
Oktobervillanelle
Entrinnen
Nachtigallenrufen